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Meditation über die Leere der Kirche.

copyright: © Mari Bloemen, Januar 2o14

     Brüder und Schwestern spitzt eure Ohren
     bei diesem Klagelied eines Pastoren:
     
     Ich weiß nicht, was soll es bedeuten,
     daß ich so alleine hier bin?
     Trotz lautem Glockenläuten
     geht kaum einer hin,
     kommt kaum einer her.
     Die Kirche so leer, so leer, so leer!
     Ein Bild aus alten Zeiten,
     das will mir nicht aus dem Sinn:
     
     Im schwarzen Talar einst,
     bereit zur Predigt,
     hab´ ich den Gottesdienst zügig erledigt,
     und - nachdem alle lautstark gesungen -
     mächtig den Klingelbeutel geschwungen.
     
     In den Kirchen, allenthalben,
     (Reihe eins bis sieben),
     saßen einst die Kanzelschwalben,
     die mit heimlichen Gedanken
     lustvoll den Altar umranken.
     Wo sind sie geblieben?
     Was bin ich ohne ihr Schwärmen?
     
     Wo ist das fröhliche Lärmen
     der Konfirmanden, dieser Gören,
     (Reihe acht bis zehn);
     die sonst meine Predigt stören?
     Ich kann sie hier nicht seh´n.
     
     Wo sind sie geblieben,
     die Kinder, die lieben?
     Ich meine die Kleinen,
     die immer gleich weinen,
     wenn ich laut donnernd das Wort verkünde:
     Meidet, oh Brüder und Schwestern, die Sünde!
     Wobei ihre Eltern mit tauben Ohren,
     (einmal quer durch alle Bänke),
     missmutig in der Nase bohren,
     während ich den Segen schenke.
     
     Ich wette, sie alle sie sind noch zuhaus.
     Es ist schon zehn-Uhr-dreißig!
     Sie liegen im Bette und schlafen aus.
     Und ich bin sonntags fleißig!
     Ich steh` hier rum und denke:
     Oh Menschheit voller Ränke!
     Wo ist mein Auditorium?
     Wo seid ihr, meine Schafe?
     Ach, Schluß mit dem Brimborioum!
     Ihr kriegt noch eure Strafe!


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Mari Bloemen

Hat mal eben
was vorgetragen - und gewonnen.


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