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Das Behörden-Neurotiker-Syndrom - B. E. N. S. Y.

copyright: © Mari Bloemen, Mai 2o13

     Wer öffentlich in Dienst und Brot,
     und das seit vielen Jahren,
     ist irgendwann lebendig tot.
     Das hab ich selbst erfahren.
     Ein übel Ding ist schuld daran,
     ein allgemeines Leiden.
     Es macht sich ran an jedermann,
     das ist nicht zu vermeiden.
     Das Leiden nennt sich BENSY,
     und Angestellte, wenn sie
     seit Jahr und Tag im Amt sind,
     sind durch die Bank
     a l l e BENSY-krank.
     Und die Symptome? Ich kenn sie:

     Von dem höchsten Vorgesetzten
     bis zum kleinen, allerletzten,
     minderklassig abgewetzten,
     aktenmüden, abgehetzten
     Popel in Verwaltungssachen
     hat hier keiner was zu lachen.
     Das Virus heißt B ü r o k r a t i e,
     es befällt sie a l l e,
     und - das liegt an der Hierarchie -
     teils lähmt, teils beflügelt es sie,
     die armen BENSY-Kranken.
     Aber in j e d e m Falle
     formt es ihre Gedanken.
     Und das Opfer fühlt,
     wie das Virus wühlt.

     Zuerst kommt der dran,
     den die Seuche l ä h m t
     (Grundvergütung X bis IV a):
     Der kleine Mann, der da sitzt und sich grämt,
     und der sich nicht seines Wunsches schämt,
     mal ganz laut, ob allein, ob zu zweien,
     Verdammte Scheiße! zu schreien.
     D e r wird nicht nach seiner Meinung gefragt,
     der muss das tun, was man ihm sagt.
     Der darf fast nichts entscheiden.
     Den mag der Chef nicht leiden.
     Und es klammert sich der arme Tropf
     betrübt an seinen Kaffeetopf
     und wärmt sich Herz und Hände:
     Hätt´ bloß der Tag ein Ende!
     Der hat im Alltag keinen Trost.
     Kein kleiner Schnaps, kein frohes Prost.
     Der muss bloß ackern, rackern, schuften.
     (Oh, wie die Kaffeebohnen duften!).
     Der liebt die Mittagspause.
     Der will nur eins: nach Hause !

     Und dann kommt der, den die Seuche b e f l ü g e l t
     (Grundvergütung III bis I).
     Der handelt abrupt und ausgeklügelt,
     und sein Herz? Na, der hat doch keins!
     D e r kann und will vor allem eins:
     Die Akten, die neuen und alten
     verwalten, verwalten, verwalten!
     Und er tut dies gründlich,
     teils schriftlich, teils mündlich.
     Da wird alles drei- und viermal diktiert,
     geändert, verbessert, gestrichen.
     Da wird unermüdlich telephoniert,
     da wird über alles und nichts diskutiert,
     da wird nicht vom Standpunkt gewichen.
     Da hortet man Akten in Kisten,
     da führt man geheime Listen,
     anstatt mal auszumisten.
     Da werden die andern, ob Männer, ob Frauen,
     permanent in die Pfanne gehauen,
     da will man mit miesen Methoden
     im Kollegenkreise roden.
     Da versucht man - und das ist kein Scherzen -
     den M e n s c h e n auszumerzen.

     So, und hier nun meine Prognose:
     So leid es mir tut,
     das geht nicht gut.
     Das geht irgendwann.
     für jedermann
     ganz furchtbar in die Hose !


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Mari Bloemen

Hat mal eben
was vorgetragen - und gewonnen.


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