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ANNAS LIEBEN - NEBEL

       copyright: © Annette Cordes, Januar 2o13

Anna wurde 1878 in Glückstadt an der Elbe geboren. Sie war die älteste von 4 Kindern. Nach ihr folgten Therese und Marie, mit größerem Abstand dann der kleine Bruder. Nach dem frühen Tod des Vaters zog die Familie nach Hamburg in die Bundespassage und Anna übernahm schnell die Rolle der starken großen Schwester, der Beschützerin. Anna war sehr hübsch und selbstbewusst. In der Schule musste sie sich so gut wie gar nicht anstrengen. Ihr Wunsch war es, eine passable Sekretärin zu sein. So lernte sie flink Maschineschreiben, Kurzschrift und das Umsetzen von Gesprächen in sinnvolle konstruktive Briefe. Englisch Wort und Schrift und ein bisschen Französisch, die "Sprache der Liebe". Mit Mitte 20ig war sie bereits ein sehr anerkannte Sekretärin bei Siemens. Therese wurde Schneiderin, mit der Vorliebe für englische Wollstoffe und Marie, seit dem 4 Lebensjahr schwer herzkrank, wurde Soßenköchin im Hotel 4 Jahreszeiten. Alle lebten zusammen und der kleine Bruder, blieb ein Nichtsnutz.
 
Anna liebte es bei dem kleinsten Sonnenstrahl ihre Mittagspause draußen einzunehmen. An der Alster oder im Botanischen Garten, dem heutigen Planten Un Blomen. Sie setzte sich auf eine Bank, las ein Buch oder die Zeitung und aß eine Kleinigkeit, etwas was ihre Mutter ihr vorbereitet hatte.
 
Eines Tages begegnete sie einem sehr gut aussehenden Mann. Er war sehr gut angezogen, wunderbare englische Stoffe, Wollpullover, Schuhe aus herrlichem Leder und ein sonnengebräuntes Gesicht. Sie sah ihn 3,4 Mal. Dann erst wieder nach 6 Wochen. Endlich sprach er sie an. Sie war verlegen, aber hochgeehrt.
 
Er sei Engländer aus der Nähe von London, in West Afrika im Mahagoni Business. Also Holzhandel.
 
Sein Schiff sei öfter mal in HH. Sie verabredeten sich. Schrieben sich Briefe, erzählten sich ihre Leben. Nach 3Jahren eröffnete Anna ihm: Ich will ein Kind! Er sagte: "Dass geht nicht. Ich muss eine andere Frau heiraten. Eine arrangierte Ehe. Meine Company heiratet eine andere Company. Seit Jahren weiß ich das. Diese Frau ist kein Ungeheuer, sie liebt mich genauso wenig wie ich sie. Aber unsere Familien haben das so seit Jahren abgesprochen"! Annas Argument:" Ich bin über 30, habe mir immer ein Leben mit einem Kind vorgestellt. Das Kind soll aber von dem Mann sein, den ich liebe. Nicht Produkt von Heuchelei. Ich werde es ernähren sowie ich bereits Teile meiner Familie ernähre. Niemals werde ich Dich belasten........"
 
Sie trafen sich in London, Piccadilly Circus, wo heute COCA COLA flimmert war 1909 ein Hotel. Sie liebten sich 3 Tage und Nächte. Anna berichtete später : Er ist ein Ehrenmann, zärtlich, gutriechend und herrlich rasiert. Selbst nackt scheint er angezogen....
 
1910 wurde Alfred geboren und geliebt. Von Großmutter über Tag versorgt, denn Mutter ging weiter zu Siemens. Sie war schöner denn jeh. Stolz und ein wenig unnahbar. Niemand wußte, wer der Herr Vater des Kindes ist. Niemand wagte ihr Probleme zu machen.
 
Sie hielten den Briefkontakt Hamburg - Westafrika, ohne sich zu sehen. - In London wurde geheiratet und 5 Söhne wurden geboren.
 
Sohn Alfred wurde mit einem Foto groß. Vor dem Schlafengehen wurde dem Vater Gute Nacht gesagt, es wurden ihm Freud und Leid eines Knaben berichtet. Wenn der Junge weinte, weinte er mit dem Foto im Arm.
 
Alfred kam ins Gymnasium und lernte Englisch. Er schickte seinem Vater einen Neujahrsgruß. Eine selbstentworfene Karte mit kleinem Text.
 
Die Antwort kam auf dem direkten Seeweg.
 
My little boy...............So good to hear from You.
 
Der Junge schrieb, von seinem Zorn über seinen schwachen Körper, seiner engen Lunge, den Sanatorienaufenthalten, bedankte sich für Geschenke, er sei der erste und einzige mit einem Fahrrad. So sei er auch manchmal schneller als die Mitschüler, nein Sport dürfe er noch nicht machen, aber nach der nächsten Kur, vielleicht. Er erzählte von seinen Freunden, die reiche Väter hätten, er habe einen sehr strengen Lehrer, Dr. Gaebeler, der allen bei der Einschulung zugerufen habe" Ihr seid alle kleine onanierende Bengels! Es ist meine Aufgabe herauszufinden was in Euch steckt! Ihr werdet alle das Abitur machen. Nur wie, den Weg muss ich für jeden finden. -
 
Alfred schrieb seinem Vater, dass er so schlecht in Mathematik und Physik sei und an Abitur nicht zu denken sei.
 
In langen Briefen ermunterte der Vater "My little boy" an die Zukunft und an sich selbst zu glauben. Er brauche Zeit um sich doch selber erst einmal kennen zulernen. Er dürfe sich vertrauen. Gleichzeitig beschrieb er ihm die Veränderung seiner Gesundheit, die Tropen hatten ihm die Gesundheit genommen. In immer kürzeren Intervallen arbeite er und pausiere dann auf den Kanaren. London war für ihn zu kalt.
 
Während des Abiturs fragte Alfred seinen Vater: Was soll ich bloß mit meinem Leben machen? Ich weiß nicht welchen Beruf ich erlernen soll. Ich habe keinerlei Talent????
 
Der Vater schrieb: My little boy, Now You are grown up, I know You become a great person! Mach es nicht wie ich! Liebe, wen Du liebst! Lebe, wo Du Dich wohlfühlst! Ich ließ meine Liebe gehen, lebe in einem Land, was mich die Gesundheit kostet, habe eine Frau, die mich heiraten musste, Kinder, die ich nie sehe; mein Beruf war nie mein Wunsch, sondern der meiner Vorfahren.
 
Du liebst die Theatergruppe, die Dein Lehrer für Dich gründete. Du gehst immer ins Theater, obwohl Du so wenig Geld hast. Das Theater beinhaltet 1000 Berufe, folge deinem Gefühl, dann, nur dann wirst Du Deine Lebenszeit nutzen!!!!!!!!!!!
 
Alfred bestand das Abitur und schrieb sich für Theaterwissenschaften an der Universität Frankfurt Oder ein. Stolz und glücklich teilte er es per Brief seinem Vater mit und bat ihn das erste Mal, ihn nun endlich sehen zu dürfen!!!!
 
Ein Telegramm, erhielt er die Antwort. My great boy, This is the best day I have had in my life. Mein Schiff geht nicht nach Hamburg, Aber nach Bremerhaven, Ankunft 19.April, dort will ich Dich sehen. Nimm den Zug und sei da, wenn ich ankomme.
 
Cannt wait to see You..............love Your father
 
Alfred nahm in der Nacht den Zug, einen Güterzug, denn er wollte mehr als pünktlich sein. Er wollte da sein bevor der Tag anbricht. Schon seit Tagen war das Wetter feucht. Er wickelte sich den Schal mehrfach um, um ja nicht diese schwere Luft einzuatmen. Der Zug hielt, er sprang herunter. Der ganze Hafen ein schwarzes Nebelmeer, die Luft zum schneiden dick. Er fragte sich durch, man wies ihm den Weg, er fragte ob dies der richtige Kai sei, Ja - richtig. Im dichten Nebel sah er die Schrift MONROVIA, ja das musste es sein. Aber wieso war es schon da? Keine Menschenseele zu sehen! Hatte er seinen Vater verpasst. Wo waren die Passagiere?? Wo waren alle??? Er erspähte ein kleines Häuschen und fragte?
 
Ja, das Schiff kam schon vor Mitternacht an.
 
Nein, keine Nachricht für ihn. Nein, alle Passagiere seien schon weg.
 
Alfred stand ganz still, verschwitzt vom Laufen, aufgeregt und taub..
 
Da hört er TAK TAK TAK TAK
 
An Deck errichtete man einen Galgen und langsam, ganz langsam wurde eine lange Holzkiste heruntergelassen.
 
Alfred Mc OBrian, 49 Jahre, verstarb am 18. April 1928 auf See..


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Annette Cordes

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