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Die Waschmaschine im Keller

       copyright: © Leo Dyogenes, August 2oo8

Die S-Bahn verliert an Schrecken, je länger man in Ihrer Nähe wohnt. Man gewöhnt sich an das vibrieren des Bodens. Man überhört die Frage der Besucher, ob die Waschmaschine im Keller vielleicht grade schleudert und dabei an die Wand schlägt. Man überhört sogar schließlich das gekonnt unrhythmische Bimmeln der Schranke. Es führt so weit, daß man nachts schließlich ab 02.00 Uhr nicht mehr schlafen kann - weil das Rattern bis 05.00 Uhr ausbleibt. Erst hiernach verfällt man noch schnell für die Restnacht in einen kurzen Schlaf. Neulich hatten wir mal Glück. Da blieb die Schranke am Abend auf halber Höhe stehen - und das Bimmeln hörte nicht mehr auf. Es blieb uns bis zur ersten S-Bahn am Morgen erhalten. Ich schlief endlich mal durch und träumte von einer Überseefahrt auf einem alten Dampfer, der durch Eisberge manövrierte und ununterbrochen seine Schiffsglocken bimmeln ließ. Auf den Eisbergen saßen Pinguine und lachten. Macht das Sinn?
 
Und noch was hat Einzug in unseren Alltag gefunden. Man legt die Fernbedienung vom Fernseher nicht mehr aus der Hand. Man benötigt sie, um alle 5 Minuten die Lautstärke neu einzustellen. Das geht inzwischen wie von ganz allein. Eine Art Reflex, bei dem man mit dem Daumen die Lautstärke immer erfaßt hält. Seitdem macht das "Zappen" durch die Programme allerdings keinen Spaß mehr. Der Daumen ist schon so schwer genug beschäftigt.
 
Wenn man allerdings telefoniert, greift man vergeblich nach der Fernbedienung. Man fragt bei jeder S-Bahn, die vorbei rauscht: "Kannst Du den letzten Satz noch mal wiederholen?" Aber meistens erhält man eine Gegenfrage. "Was war denn das? Wohnt Ihr in einem Bahnhof?" Ich antworte darauf für gewöhnlich: "Das war die Waschmaschine. Im Keller."


Leo Dyogenes

Facebook-worker mit schnurriger Beobachtungsgabe.


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